Digitalisierung der Schulen – wie wirkt sich die Corona-Pandemie darauf aus?

Lena-Marie Adam (Gastbeitrag) · 

Gerade in der Corona-Pandemie hat sich schonungslos gezeigt, dass deutsche Schulen beim Thema Digitalisierung großen Nachholbedarf haben. Doch woran liegt diese mangelnde Digitalisierung und wie wirkt sich die Corona-Pandemie darauf aus?

Der Lehrer schreibt mit Kreide an die Tafel, der Informatik-Saal ist mit uralten Computern bestückt und die Einbindung von digitalen Lernplattformen oder -geräten im Unterricht eine Seltenheit – in vielen deutschen Schulen war das die Realität. Und gerade in der Corona-Pandemie hat sich schonungslos gezeigt, dass deutsche Schulen beim Thema Digitalisierung großen Nachholbedarf haben. Durch die plötzlichen Schulschließungen war es nötig, schnell ein Online-Lernangebot anzubieten. In der gebotenen Geschwindigkeit war dies aber den meisten Schulen gar nicht möglich. Es fehlten die entsprechenden technischen Geräte, oft auch eine Schulung oder die Erfahrung von Lehrerinnen und Lehrern im Umgang mit digitalem Lehren und Lernen. Beispielsweise im Saarland wurde erst nach Beginn des Lockdowns im März 2020 die Online-Schule Saarland (OSS) ins Leben gerufen. Zusätzlich war die Lernplattform in der ersten Woche nach ihrem Start derart überlastet, dass das Lernen und Arbeiten zunächst auch nicht richtig möglich war.

Doch woran liegt diese mangelnde Digitalisierung in den Schulen? Bereits 2019 – also schon vor der Corona-Pandemie – trat der DigitalPakt Schule in Kraft. Das ist ein Förderprogramm für deutsche Schulen, das 5 Milliarden Euro bereithält, um Schulen in digitaler Hinsicht aufzurüsten. Jedoch hat die saarländische Bildungsministerin eingeräumt, dass davon bisher wenig in saarländischen Schulen angekommen ist. Dies liege an bürokratischen Hürden, wie sie weiter ausführt.

Doch nicht nur seitens der Schulen bestehen digitale Defizite: Erschwerend kommt hinzu, dass auch viele Schüler zu Hause keine entsprechenden Geräte zur Verfügung haben, um am Homeschooling teilzunehmen. Um dieses Defizit auszugleichen, haben die Bildungsminister von Bund und Ländern zusätzlich einen Sondertopf mit 500 Millionen Euro beschlossen, um die nötigen Laptops und Tablets für bedürftige Schüler besorgen zu können. Im September 2020 waren im Saarland bereits gut die Hälfte dieser Schüler mit notwendigen Geräten versorgt. Jedoch ist absehbar, dass eine flächendeckende Versorgung aller bedürftigen Schüler erst zum Schuljahr 2021/22 gegeben sein wird.

Es ist also so, dass das nötige Geld für die Digitalisierung der Schulen bereits zur Verfügung steht. Dieses muss nur umgesetzt werden. Und hierbei hilft die Corona-Pandemie nach: sie zwingt aktuell dazu, das zur Verfügung stehende Geld auch zu nutzen und bei der Digitalisierung von Schulen, Unterricht und Lernmethoden schneller voranzukommen. Denn an der Digitalisierung sowohl der Schulen als auch der Schülerschaft geht kein Weg vorbei. Ansonsten wäre ein Stattfinden des Unterrichts schon in den vergangenen Phasen der Schulschließungen schlicht nicht möglich gewesen. Zudem ist die Pandemie auch noch nicht beendet. Es wird wohl auch in näherer Zukunft vermehrt auf digitale Lernmethoden gesetzt werden müssen. Es ist also absehbar, dass die Digitalisierung der Schulen durch die Corona-Pandemie gezwungenermaßen einen großen Schub bekommen wird. Um diesen Prozess zu erleichtern und zu beschleunigen, wäre es zusätzlich hilfreich, wenn bestehende bürokratische Hürden abgebaut und alle Beteiligten, z. B. durch Schulungen, in den Digitalisierungsprozess eingebunden würden.